Rede von Reinhard Tempelmann zur Eröffnung


 

Ich begrüße Sie im Namen der Künstlergruppe Kim. Mein Name ist Reinhard Tempelmann, ich bin der Vorsitzende der Gruppe. Bei dem Vorsitz geht es mir im Moment wie dem Handwerksmeister, der keinen Nachfolger für seinen Betrieb findet.
Kim existiert nun bereits 30 Jahre, und, obwohl im Kreis Borken geboren, gab es, zumindest in meiner Erinnerung, keine einzige Ausstellung in diesem Teil des Kreises. Wir waren in ganz Westfalen, in Niedersachsen, und in den Niederlanden präsent. Nur hier, aus welchen Gründen auch immer, waren wir noch nicht. Das dies nachgeholt werden musste ist mit Blick auf das wunderschöne Museum, das hier entstanden ist und eine, nach meiner Meinung fantastische und hervorragend präsentierte Sammlung beherbergt, offensichtlich.
Da wir zum ersten Mal in diesem Teil des Kreises Borken ausstellen, muss ich wohl zunächst etwas zu unserer Gruppe sagen:
Kim ist ein Netzwerk von Künstler/Innen unterschiedlichster Profession. Bewusst schließen sich hier Künstler/Innen zusammen, die unterschiedlichste Strömungen innerhalb der Kunst vertreten. Immer wieder ergeben sich dadurch im Laufe der Existenz dieser Gruppe neue künstlerische Positionen, die aufgenommen werden und zu einem regen Diskurs innerhalb der Gruppe führen.
Der künstlerische Diskurs, der Blick über den Tellerrand, die Integration neuer Sichtweisen in das eigene Werk, sind Triebfeder und Zweck dieser Gruppe. Gerade in letzter Zeit hat es zahlreiche Umbrüche gegeben. Mitglieder mit bisher nicht vertretenen künstlerischen Positionen sind neu aufgenommen worden. Aber auch bisher in der Gruppe vertretene Positionen sind weiter stark vertreten. Wir sind zudem in der glücklichen Situation, dass zwei Gründungsmitglieder weiterhin unserer Gruppe angehören, das sind Gudrun Issel und unser Gründungsvater und Ehrenmitglied Walter Köller.
Walter Köller ist auch die Ausrichtung der Gruppe zu verdanken, die wir nach wie vor leben. Bereits bei der Gründung vor 30 Jahren wurde festgelegt, dass es sich um eine Gruppe handeln soll, die Mitglieder unterschiedlichster künstlerischer Profession vereint um zu einem Austausch miteinander zu kommen. Außerdem ist die Mitgliederzahl auf maximal 20 Personen begrenzt.
Der Austausch untereinander findet in monatlichen Sitzungen statt. Außerdem treffen wir uns hin und wieder unter der Leitung eines Mitglieds, das uns sein Arbeitsgebiet vorstellt und mit dem oder der wir dann diese Techniken gemeinsam erkunden. Dies führt zum einen zum besseren Verständnis von Techniken und Positionen und zum anderen führt es bei allen zur Erweiterung des technischen und künstlerischen Wissens. In der Vergangenheit hat dies auch schon zu gemeinsamen Arbeiten von Mitgliedern, z.B. für Werke im öffentlichen Raum, geführt. Und zum Schluss sind natürlich auch unsere jährlichen gemeinsamen Ausstellungen von Bedeutung. Auch hier sind die gemeinsame Vorgehensweise und der künstlerische Anspruch zu diskutieren und eine gemeinsame Strategie zu entwickeln.
Sehen Sie es mir bitte nach, wenn ich mich hier außerstande fühle die einzelnen Mitglieder von Kim vorzustellen. Dafür sind es einfach zu viele und ich vermute, dass sie noch in der Lage sein wollen sich die Ausstellung anzusehen und irgendwann den Heimweg antreten möchten. Die Werke in der Ausstellung müssen für die Künstlerin, den Künstler sprechen.
In der Regel verweise ich auf die anwesenden Künstler/Innen, die für Gespräche zur Verfügung stehen. In diesen besonderen Zeiten ist das leider nicht möglich. Wir sind hier nur mit einer kleinen Abordnung vertreten um nicht die meisten der 40 Plätze schon an uns zu vergeben. Die, die da sind, stehen natürlich für Fragen zur Verfügung.

Wir sind sehr daran interessiert, Ausstellungen zu organisieren, da doch Kunst nur im Dialog mit dem Betrachter seine Wirkung entfalten kann. Außerdem erhalten wir durch Ausstellungen Impulse durch Kritik und Zustimmung. Kunst hat es heute vermutlich schwerer wahrgenommen zu werden, als dies zu anderen Zeiten war. Wir erleben eine Überflutung durch Dauerberieselung mit Informationen, Meldungen und ständig wechselnden Bildern. Durch die Überflutung mit Informationen  wird uns häufig die Möglichkeit der Vertiefung  und Reflektion genommen.
Ich bin überzeugt davon, dass Herkunft und Entwicklung den künstlerischen Werdegang mit beeinflussen. Wie die Welt durch den Einzelnen wahrgenommen wird und  die Be – und Verarbeitung von Erfahrungen spiegeln sich in den Werken wieder. Daher sind die Werke auch immer auf dem Hintergrund dieser Prozesse entstanden und spiegeln u.U. Teile der Persönlichkeit der Künstlerin, des Künstlers wieder. Menschliche Schicksale, Enttäuschungen, Wut, Frustrationen, körperliche Beeinträchtigungen und die Auseinandersetzung mit dem Alter aber auch positive Erlebnisse mit Menschen, die meine Schwingungen haben, mit denen die Chemie stimmt sind u.U. Triebfeder für das Entstehen eines Werkes. Ästhetik und ein Gespür für gestalterische Harmonie können zumindest nicht schaden, obwohl dies inzwischen nicht mehr unbedingt an erster Stelle steht, weil die Aussage eines Werkes für viele diese Funktion übernommen hat. Wie auch immer ich mein Werk interpretiere, letztendlich ist es der Betrachter, der beurteilen muss, ob der Funke überspringt oder nicht.
Kunst zu schaffen heißt, sich immer wieder auf Neues einlassen zu können, als Künstler bin ich nie am Ende des Weges. Nicht alleine das Werk zählt, auch der Weg, den ich gehe.
So, nun bin ich gespannt, wie sie Persönlichkeit und Innenleben der Künstler nach dem Besuch der Ausstellung einschätzen. Halten sie mit ihrer Meinung nicht zurück. Denn, wie bereits gesagt, Kunst braucht den Dialog mit anderen.
Wir hoffen, dass für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung, die bis zum 15. November 2020 zu sehen ist,  gerade die Vielfalt der künstlerischen Positionen interessant sein wird und im besten Fall Gelegenheit bieten für eine eigene Auseinandersetzung mit Kunst. Kim bietet auch im dreißigsten Jahr seines Bestehens Neues, aber auch Altbewährtes. Neue Besucher können hier auf Entdeckungsreise gehen, die, die Kim schon länger kennen und begleiten Neues entdecken und Entwicklungen nachvollziehen.
Ich wünsche ihnen viel Vergnügen auf einer, hoffentlich, interessanten Entdeckungsreise. Die Ausstellung ist hiermit eröffnet.