Rede von Edith Micansky zur Eröffnung


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde!


Zunächst einmal möchte ich mich bei Herrn Bürgermeister Hense für die
freundlichen Eingangsworte bedanken.
Unser Dank gilt auch Frau Weiß vom Stadt- und Kulturmarketing für ihre
kompetente und nette Unterstützung.


Herzlich willkommen hier in der Rathausgalerie in Rees zu unserer
Ausstellungseröffnung am heutigen Muttertag.


Es ist schön hier unsere Arbeiten zeigen zu können und so, zumindest temporär zum Gesamteindruck des Rathauses beizutragen.
Wir, das sind Mitglieder der westfälischen Künstlergruppe Kim
(Kunst ist mehr), die vor drei Jahren ihr 30-jähriges Bestehen feiern durfte.


Zunächst möchte ich die teilnehmenden Künstler namentlich vorstellen:


Da ist zunächst Monika Altrogge aus Bocholt, die sich mit Keramik und Ton
beschäftigt;
Maria Brusis, Schöppingen, Malerei;
Axel Fenselau aus Borken-Burlo mit seinen Drahtskulpturen;
Gudrun Issel aus Gescher, einer Malerin, die als einzige noch Gründungsmitglied der Gruppe ist;
Alexandra Orb ebenfalls aus Borken Burlo mit Tonarbeiten;
Reinhard Tempelmann, der Vorsitzende der Gruppe, aus Gescher, der mit Malerei und Skulptur unterwegs ist;
Frank Terwey aus Borken-Gemen, mit verschiedensten Medien;
Norbert Then aus Stadtlohn mit Metallskulpturen;
Jeanet Timmermans aus Alstätte, ebenfalls mit verschiedenen Disziplinen und zuletzt ich Edith Micansky aus Reken. Auch ich arbeite mit den verschiedensten Mitteln und Materialien.

Wir alle haben die unterschiedlichsten Biografien und Ausbildungen, was ja auch den Reiz einer solchen Künstlergruppe ausmacht.
Wenn sie mehr über uns wissen wollen, empfehle ich unseren Katalog, den sie für 5 Euro zum Selbstkostenpreis erwerben können.

Normalerweise stehen unsere Ausstellungen unter einem Titel, zu dem
wir arbeiten, doch diesmal haben wir darauf verzichtet.
Daher habe ich vor in dieser Begrüßung einige Sätze
zum Thema Kunst ist mehr zu sagen.

Da ich selbst erst vor wenigen Jahren zur Gruppe gestoßen bin, habe ich Gudrun als Gründungsmitglied gefragt: „warum habt ihr euch so genannt?“
Sie erzählte mir, dass Kim als Abspaltung aus einem anderen Kunstkreis entstanden sei. Gegründet von Walter Köller, leider mittlerweile verstorben, der mehr wollte als in der ursprünglichen Gruppe für ihn möglich schien.
Demnach bedeutete für ihn mehr in diesem Zusammenhang wohl besser sein, einen höheren Anspruch an sich selbst haben …

Der Kunstbegriff an sich wird von verschiedenen Menschen unterschiedlich definiert.
Kunst entsteht, wenn jemand schöpferisch tätig ist und mit verschiedenen
Materialien, oder auch mit Sprache, Tönenusw. etwas Kreatives schafft, eingebettet in den jeweiligen Kulturkreis.
Kunst gehört zur Kultur! Das Kunstwerk ist dann das Ergebnis dieses kreativen Prozesses. Es kann zum Beispiel als kritisches Werkzeug
eingesetzt werden, Emotionen erwecken und Inspirationen liefern, kann
gesellschaftliche Fragen analysieren usw.
Das Können des Künstlers sei an dieser Stelle einmal vorausgesetzt.
Ein Kunstwerk entsteht nicht für das stille Kämmerlein, sondern für den Betrachter, auf den es eine emotionale oder auch intellektuelle Wirkung haben kann. Er entscheidet über den Wert des Werkes für ihn selbst.

Anlässlich der jüngsten Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz ergibt sich die Frage:

Kann KI auch Kunst erschaffen?

Zu diesem Thema fand ich unter anderem folgendes in der Reihe Zeitgeister des Goethe Institutes:
Ich zitiere:
Die Frage, ob KI richtige Kunst erschaffen kann, ist durchaus umstritten und ihre Beantwortung hängt vor allem von der Perspektive ab. Schaut man auf den oder die Urheber eines Kunstwerks, oder bemisst man Kunststücke anhand der Wirkung, die sie zu erzeugen vermögen?

Der Zukunftsforscher Bernd Flessner bewertet KI-Kunst vor allem mit Blick auf das Publikum. „Wenn ein Kunstwerk für die Rezipienten, die ein Bild anschauen, ein Musikstück anhören oder ein Buch lesen, etwas aussagt, dann ist es Kunst, völlig unabhängig davon, wie sie entstanden ist“, meint der Erlanger Wissenschafler. Ein Algorithmus könne demnach genauso schöpferisch tätig werden wie ein Mensch.



Auch für den Neurowissenschafler Bethge erfüllen Maschinen schon heute
die klassischen Kriterien menschlicher Kreativität.
„Die moderne Form der KI sammelt Erfahrungen, analysiert Strukturen, löst sich dann von der Vergangenheit und schafft auf dieser Basis etwas Neues, Überraschendes. Anders macht das ein kreativer Mensch auch nicht.“

Der Schaffensprozess des Künstlers als körperlich seelischer Akt, wird hier
natürlich, wiederum vernachlässigt.

Im Internet lese ich bei meiner Recherche über KI-Kunst unter anderem über den, in Berlin lebenden, polnischen Maler Roman Lipski, der mit
dem Datenspezialisten Florian Dohmann eine Software entwickelt hat, die ihn beim Malen unterstützt, um das Potential seines Bildgegenstandes weiter auszuschöpfen.
Er nennt sie seine Muse.
Er sagt: Zitat
„Menschen werden niemals aufhören, sich Medien zu suchen, um eigene Gedanken auszudrücken. Wahre Kreativität jedoch stammt nur vom Menschen. Künstliche Intelligenz kann das Humane “nur” unterstützen und nicht ersetzen.“
Er verweist in diesem Zusammenhang auf die Fotografie, die genauso als Instrument zur Bildgestaltung oder Motivsuche benutzt wird.
Ich möchte hinzufügen, dass auch die Kamera obscura oder der
Storchenschnabel ähnliche Dienste leisteten.
Er meint weiter:
„Der Vorteil dieser Systeme ist die Schnelligkeit und die Fähigkeit, eine hohe Anzahl an Kombinationen zu generieren.“
Dadurch sei er schneller an sein Ziel gekommen, abstrakt zu malen.
Ich zitiere ihn:
„Meine vorangegangene gegenständliche Malerei hat meine Kunst in guten
Sammlungen und Museen platziert. Es kommt jedoch wie bei jedem Künstler ein Punkt, an dem eine Narration beendet ist und etwas Neues, etwas Höheres entstehen muss. Dazu bedarf es nicht nur neuer Ideen, sondern auch noch nie dagewesenen Ausdrucksformen.“

Auch für ihn scheint zu gelten: Kunst ist mehr….

Es lebe also der kreative Prozess, egal wie er aussieht, in welcher emotionalen Verfasstheit sich der Künstler befindet, egal auf welchem Lebensweg er geht.
Entscheidend ist seine Auseinandersetzung mit dem entstehenden Werk, mit oder ohne Hilfsmittel.

Die Suche nach einem mehr….

Ich wünsche allen viel Spaß beim Betrachten unserer Arbeiten und gerne
auch beim Gespräch mit den anwesenden Künstlern
unserer Gruppe Kim Kunst ist mehr